NOOR INAYAT KHAN
Sandra Chatterjee | Arko Mukhaerjee | Kanishka Sarkar | Unpleasant Affairs (Caroline Kapp | Manon Haase) (München | Kolkata | Berlin)
Spielplan
Nora, Noor, Madeleine, indische Prinzessin, Harfenistin, Kinderbuchautorin, Geheimagentin, Kinderpsychologin, Funkerin, Moskauerin und halb Amerikanerin, Pariserin, Londonerin, Muslima. Noor Inayat Khan ist all das und noch viel mehr – scheinbar unvereinbar und gegensätzlich. Im von den Nazis besetzten Paris wird sie als Special Operations Executive der Women's Auxiliary Air Force inhaftiert und endet im Konzentrationslager Dachau. Dort wird sie als eine von wenigen Frauen am 13. September 1944 ermordet – als Person of Colour aus einer Sufi-Familie, die gegen das faschistische Regime Widerstand leistete.
2010 stößt die Choreografin Sandra Chatterjee in Neu-Delhi auf Noor Inayat Khan, als sie den Sufi-Schrein von Hazrat Inayat Khan, Noors Vater, besucht und beginnt eine bis heute anhaltende Recherche. Sie sammelt Bücher, biografische Details und Ittars, Duftöle, die sie im Umfeld des Schreins findet. 2021 trifft Unpleasant Affairs in einem bayerischen Bergdorf auf Noor Inayat Khans Spur – bei Recherchearbeiten am Obersalzberg treffen sie auf einen Nachfahren, der dort in den 80er Jahren im Schnee stecken blieb und sich entschied zu bleiben.
Das Team von Sandra Chatterjee mit Arko Mukhaerjee, Kanishka Sarkar und Unpleasant Affairs (mit Caroline Kapp und Manon Haase) stoßen unabhängig voneinander auf Noor Inayat Khan. Sie beschäftigen sich mit der Kontingenz der Begegnungen und dem Zufall, die zu diesen Zusammentreffen führen. Wie funktioniert Geschichte? Wo kommt sie zusammen?
Biografie(n)
Sandra Chatterjee, Choreografin, Wissenschaftlerin und Ko-Organisatorin der Plattform CHAKKARs – Moving Interventions, ist interessiert an direkter Interaktion mit dem Publikum. Es ist ihr künstlerisches Anliegen, das Spektrum sinnlicher Wahrnehmung möglichst vielfältig in ihre Arbeit einzubeziehen. Neben ihrem künstlerischen Schaffen ist sie im Forschungsteam des FWF-Projekts Border – Dancing Across Time (P 31958) an der Universität Salzburg tätig.
Arko Mukhaerjee, vielseitiger Sänger und Musiker der unabhängigen indischen Folkmusikszene, singt europäische, afrikanische, nahöstliche, amerikanische und indische Folksongs sowie Blues, Soul und verschiedene ’tribal’ Musikformen aus Indien und Bengalen. Er hat bei bedeutenden Musikfestivals in Europa, Amerika, Bangladesch und Nepal gespielt und hat sein eigenes flexibles Kollektiv, das aus fünf renommierten Musikern aus Kolkata besteht. Seit 2013 ist Arko Mukhaerjee ein fester Bestandteil der Berliner Ethno-Elektronik-Kollaboration Ashram.
Kanishka Sarkar ist in Indien geboren und aufgewachsen und ist einer der Mitbegründer der Bengali Pop/Rock-Band Cactus. Er produziert Musik für Indie-Filme, Werbung, Albumproduktionen und für das Live-World-Electronica-Projekt Ashram.
Avirup Basu lebt in Neu-Delhi und ist Experience Designer. Schon seit seiner Kindheit liebt er Kunst und Comic-Bücher und hat diese Vorliebe mit in sein Berufsleben genommen, in der Design School und mit einem Animations-Film-Studium. Er wuchs in einer bengalischen Familie in einem vielsprachigen Stadtteil von Kolkata auf (Bhowanipore), weshalb eine Vielzahl von Perspektiven und Gerüchen integraler Teil seiner künstlerischen Arbeit sind.
Caroline Anne Kapp arbeitet als Regisseur*in und Performer*in zu der Kontamination von Körpern und Landschaften. Grundlage bilden dabei sowohl literarische Stoffe als auch historische Begebenheiten. Ihre Werke werden u.a. in der Pinakothek der Moderne, am Märkischen Museum oder am Schauspielhaus Leipzig gezeigt. Mit ihrer Abschlussarbeit MESSY HISTORY LESSONS an der Otto Falckenberg Schule über Leerstellen feministischer Geschichtsschreibung gewann sie den Jurypreis des Körber Studio junge Regie 2020.
Manon Haase konzipiert performative wie museale künstlerische Formate. Als Dramaturgin arbeitete sie an den Münchner Kammerspielen und war für die Tanzcompagnie von Mette Ingvartsen, das Schauspielhaus Zürich und die Pinakothek der Moderne tätig. Seit MESSY HISTORY LESSONS erarbeitet sie gemeinsam mit Caroline Anne Kapp unter dem Label „Unpleasant Affairs“ Performances zu Erinnerungs- und Identitätspolitiken, zuletzt „Electric Mountain Obersalzberg“ als performative Begehung des Obersalzbergs.
Florian Wulff arbeitet vorwiegend im Bereich Komposition und Sounddesign für Theater, performative Installationen, Filme und Audiowalks. Für die Arbeit MESSY HISTORY LESSONS von Caroline Anne Kapp, entwickelte er eine Komposition, die auf Klangspektren vermeintlich in Vergessenheit geratener Pionierinnen der elektronischen Musik zurückgreift. Als Sounddesigner ist er zudem für Rimini Protokoll sowie für Filme von Mushrif Shekh Zeyn und Laura Baalmann tätig.
Desiree Kabis ist freischaffende Künstler*in und Designer*in und verbindet in ihren Werken generative Bildproduktion, Materialität und erzählerische Qualität. Ihre spekulativen Szenarien setzen sich mit Themen der kulturellen und sozialen Verschiebung auseinander. Die Arbeiten ihres Netzwerks MESSY ARCHIVE GROUP, das feministische Texte wieder in Umlauf bringt, wurden u. a. im ZKM Karlsruhe, Ohashi Satellite Fukuoka (JP), den Münchner Kammerspielen und der Rosa Luxemburg Stiftung gezeigt.
Romy Vreden studierte Musiktheater und Schauspiel. Im Jahr 2018 spielte sie mit in KIDS, einer Koproduktion der Toneelgroep Oostpool und des Theaters Sonnevanck. Sie war ebenso Solistin beim Opera Forward Festival 2018. In 2021 wurde sie mit ihrem Theaterkollektiv Johnny come lately, zu den Nieuwkomers bei Orkater ernannt, einer national operierenden Amsterdamer Kompanie, die zeitgenössisches Musiktheater macht. In der Spielzeit 2019/2020 war sie Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum.
Besetzung
Performance Miniaturen Sandra Chatterjee | Arko Mukhaerjee | Kanishka Sarkar Konzept Sandra Chatterjee | Arko Mukhaerjee | Kanishka Sarkar Installation & Performance/Tanz Sandra Chatterjee Visual Design/Video & Performance/Musik Arko Mukhaerjee Sound Design, Performance/Musik Kanishka Sarkar Illustration Avirup Basu Technische Leitung Friedrich Günther
Video-Installation Unpleasant Affairs (Caroline Kapp | Manon Haase) Konzept Caroline Kapp | Manon Haase Erzählerin Romy Vreden Licht Katrin Langner Regie & Künstlerische Leitung Caroline Kapp Dramaturgie Manon Haase Raum, Videowork & Grafik Desiree Kabis Sounddesign & Komposition Florian Wulff Technische Leitung Friedrich Günther
Hinweis
02.11.
14:00-22:00 Installation
19:00-20:00 Video mit Performance-Miniaturen
03.11.
14:00-22:00 Installation
17:00-18:00 Video mit Performance-Miniaturen
19:00-20:00 Video mit Performance-Miniaturen
04.11.
14:00-22:00 Installation
19:00-20:00 Video mit Performance-Miniaturen*
*Im Anschluss findet von 20:00-21:00 der Talk ON NOOR statt.
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