PLANTAGE DACHAU

Unpleasant Affairs (Caroline Kapp | Manon Haase) (München)

Spielplan

Info

Uraufführung

Die ‚Plantage Dachau’, 1938 unmittelbar neben dem Konzentrationslager von der SS gegründet und besser bekannt unter dem Namen ‚Kräutergarten‘, war eines der größten Arbeitskommandos des KZ Dachau. Sie bildete einen Baustein für den geplanten Angriffskrieg und die Autarkiefantasien des Nazi-Regimes – eine Versuchsanstalt zwischen Esoterik und Effizienz. 220 Hektar Anbaufläche wurden von bis zu 1.600 Gefangenen, größtenteils Juden, Sinti und Roma, bewirtschaftet. Viele kamen bei den Arbeiten ums Leben. Nach 1945 wuchs zunächst Gras über die Sache, dann wurden die Böden mit Beton versiegelt: ein Industriegebiet entstand. Automobil- und Schraubenhersteller, ein Waffenladen, Bordelle und eine Konditorei siedelten sich an. Ein kleiner Restbestand der Anlage liegt heute brach, die ehemaligen NS-Gebäude werden als Unterkunft für Wohnungslose und Menschen mit Fluchterfahrungen genutzt.

Das Kollektiv Unpleasant Affairs lädt zu einer performativen Begehung des Geländes ein. Wie ist der Ort, der den Nazis als Prototyp zur Erforschung von Kompost, Heilpflanzenkunde und deutscher Gewürzherstellung diente und dabei anthroposophischen Prinzipien biodynamischer Landwirtschaft folgte, heute geschichtet?

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Biografie(n)

Jelena Kuljić, geboren 1976 in Jugoslawien, schloss 2008 ihr Studium für Jazzgesang am Jazzinstitut Berlin ab. Sie initiierte unterschiedliche Musikprojekte, wie „Yelena K & The Love Trio“ (Double Moon Records), „Fasil“ (ECM, 2009), Paul Brody's "Sadawi" (AsiaNetwork), „KUU!“ (ACT music), „Z-Country Paradise“ (Z-Paradise Records), etc. Sie hat intensiv mit David Marton zusammengearbeitet und kollaborierte mit Constanza Macras. Im Jahr 2022 wurde sie für den Deutschen Jazzpreis nominiert und gewann den JTI Jazz Award. Seit 2015 ist sie an den Münchner Kammerspielen tätig.

Stefan Merki, geboren in der Schweiz, studierte Schauspiel an der Universität der Künste Berlin. 1989 arbeitete er an der Schaubühne Berlin und von 1990 bis 1994 am Berliner Schillertheater. Es folgten Gastspiele am Theater Aachen, Thalia Theater und dem Schauspielhaus Hamburg, wo er bis 2001 tätig war. Seitdem ist er an den Münchner Kammerspielen tätig. Neben seiner Bühnentätigkeit arbeitet er regelmäßig für Film- und Fernsehproduktionen wie auch im Radio u.a. für den Bayerischen Rundfunk.

Julia Riedler studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Sie war als Ensemblemitglied am Schauspielhaus Hamburg, dem Schauspiel Köln und von 2015-2020 an den Münchner Kammerspielen. Sie erhielt u.a. den Boy-Gobert-Nachwuchspreis 2013, den AZ-Stern des Jahres als beste Schauspielerin 2016, und den Bayerischen Kunstförderpreis 2017. Seit 2020 arbeitet sie freischaffend als Schauspielerin, dreht international in verschiedene Film- und Fernsehproduktionen und wirkt als Sprecherin in zahlreichen Hörspielen.

Jana Baldovino studierte an der Alegria Fulltime Ballet School in Australien sowie der Rambert School of Ballet and Contemporary Dance in Großbritannien, die sie 2019 abschloss. Ausgezeichnet mit dem Charlotte Kirkpatrick Award, dem RAD Solo Seal Award und dem Choreographic Award, arbeitete sie u.a. mit Choreograf*innen wie Paula Hunt, Paulina Quinteros, Mark Baldwin und Matthew Bourne, Rafael Bonachelas, Shelley Moores und Adrian Burnetts. Seit der Spielzeit 2020/2021 ist sie im Ballettensemble des Staatstheater am Gärtnerplatz.

Theresa Hoffmann hat ein Diplom in Politik und absolvierte ein Schauspielstudium an der Identity School of Acting in London - später mit einem Fokus auf physical theatre. Ihre Arbeiten wurden u.a. in der National Portrait Gallery und auf dem Edinburgh Fringe Festival gezeigt, Filme auf dem Filmfest München, dem True/False Festival und dem Aesthetica Film Festival. Derzeit ist sie mit dem Kollektiv Hybris Stipendiatin des Medienkunststipendiums der Kirch-Stiftung.

Carla Lou Schäfer studierte Kunstgeschichte mit Schwerpunkt auf Architektur in Frankfurt am Main an der Goethe Universität. Auf der Wiesbaden Biennale 2018 arbeitete sie eng mit Maria Magdalena Ludewig zusammen, auf der Wiesbaden Biennale 2022 sammelte sie zudem ihre ersten Performanceerfahrungen. Sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen Vermittlung und freier Kunst am Städel Museum und am deutschen Ledermuseum in Frankfurt am Main und ist immer wieder als Bühnen- und Kostümbildnerin tätig.

Liv Rahel Schwenk ist eine deutsch-amerikanische Künstlerin und Übersetzerin. Sie arbeitet mit Performance, Video, Zeichnung und choreographischen Methoden, häufig im Dialog mit spezifischen Orten, deren Regeln sie durch körperliche Interventionen in Frage stellt. Sie studierte am Bard College Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf, und kam nach New York mit einem DAAD-Stipendium um ihr Interesse an Tanz zu vertiefen. Liv hat zwei Künstlerbücher veröffentlicht und hatte zuletzt Einzelausstellungen bei mhProject und Putty’s Coronation in New York.

Süheyla Ünlü, gebürtige Berlinerin, wirkte früh bei Projekten am Jungen DT in Berlin mit, u.a. bei Nurkan Erpulat und Nuran David Calis. Nach ihrem Abschluss an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover war sie bis 2022 Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg. Hier arbeitete sie u.a. mit René Pollesch, Selen Kara, Anne Lenk, Rafael Sanchez, Christian Brey, Anna Stiepani, Kieran Joel und Jan Philipp Gloger. Seit 2022 arbeitet Sie freischaffend als Schauspielerin und dreht in verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen.

Jan Grosfeld studierte Musikwissenschaft und Kulturwissenschaft an der Universität Bremen und der Hochschule für Künste Bremen sowie Theaterwissenschaft mit Schwerpunkt Sound an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In seiner Theaterarbeit ist er als Schauspieler, Musiker und künstlerischer Mitarbeiter tätig, vermehrt auch in dramaturgischer Position. Enge Zusammenarbeiten u. a. mit Frank Abt, Anne Sophie Domenz, Rahel Hofbauer, Caroline Anne Kapp, Selen Kara und Felix Rothenhäusler. Auszeichnungen des Körber Studio Junge Regie (2020) und der 47. Mülheimer Theatertage „Stücke“ (2022).

Caroline Anne Kapp arbeitet als Regisseur*in und Performer*in zu der Kontamination von Körpern und Landschaften. Grundlage bilden dabei sowohl literarische Stoffe als auch historische Begebenheiten. Ihre Werke werden u.a. in der Pinakothek der Moderne, am Märkischen Museum oder am Schauspielhaus Leipzig gezeigt. Mit ihrer Abschlussarbeit MESSY HISTORY LESSONS an der Otto Falckenberg Schule über Leerstellen feministischer Geschichtsschreibung gewann sie den Jurypreis des Körber Studio junge Regie 2020.

Manon Haase konzipiert performative wie museale künstlerische Formate. Als Dramaturgin arbeitete sie an den Münchner Kammerspielen und war für die Tanzcompagnie von Mette Ingvartsen, das Schauspielhaus Zürich und die Pinakothek der Moderne tätig. Seit MESSY HISTORY LESSONS erarbeitet sie gemeinsam mit Caroline Anne Kapp unter dem Label „Unpleasant Affairs“ Performances zu Erinnerungs- und Identitätspolitiken, zuletzt „Electric Mountain Obersalzberg“ als performative Begehung des Obersalzbergs.

Beo Tomek hat eine Ausbildung in einer Schreinerei absolviert und von 2013-2020 bildende Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München studiert. Das Abschlussprojekt beschäftigte sich mit digitalen Rüstungsgütern aus dem Isar Valley und ist in Zusammenarbeit mit Journalist*innen und Aktivist*innen entstanden. Beo Tomek initiierte die Website zur ‚Plantage Dachau‘ plantage-dachau.de.

Teresa Häusler arbeitet als Szenografin an der Schnittstelle von Darstellender und Bildender Kunst, zwischen szenischem Raum und Ausstellungsraum. In ihrer Praxis lotet sie Zusammenhänge zwischen Raum, Politik und Repräsentation aus. Ihre Arbeiten waren u.a. zu sehen in der Galerie für Zeitgenössische Kunst (Leipzig), den Münchner Kammerspielen und am Ballhaus Ost (Berlin). 

Florian Wulff arbeitet vorwiegend im Bereich Komposition und Sounddesign für Theater, performative Installationen, Filme und Audiowalks. Für die Arbeit MESSY HISTORY LESSONS von Caroline Anne Kapp, entwickelte er eine Komposition, die auf Klangspektren vermeintlich in Vergessenheit geratener Pionierinnen der elektronischen Musik zurückgreift. Als Sounddesigner ist er zudem für Rimini Protokoll sowie für Filme von Mushrif Shekh Zeyn und Laura Baalmann tätig.

Joyce Moore studierte Produktdesign und Designtheorie an der Folkwang Universität der Künste. Neben ihrer Tätigkeit im Bereich Design Research arbeitet sie regelmäßig als Grafikerin für Performance- und Kunstprojekte. Zuletzt gestaltete sie mit der Künstlerin Cordula Schieri den Gedichtband „Genderless Feelings“.

Katrin Langner studierte Bühnenbild an der Academie Minerva in Groningen (NL). Anschließend gründetet sie das Performancekollektiv BILDERBAND, für das sie neben Performance und Konzept das Licht- und Sounddesign entwarf. Nach Assistenzen für den Lichtdesigner Andre Pronk machte sie eine Ausbildung zur Veranstaltungstechnikerin. 2017 übernahm sie die Technische Leitung der Otto Falckenberg Schule und arbeitete als Beleuchterin an den Münchner Kammerspielen. Seit der Spielzeit 2022/23 ist sie Beleuchterin am Theater Bremen.

Lara Schubert arbeitet als freie Produktionsleiterin mit Choreograf*innen und Regisseur*innen in München an der Realisierung und Umsetzung ihrer Projekte. Für die TANZPLATTFORM DEUTSCHLAND 2024 am Theater Freiburg betreute sie den Juryprozess und das Auswahlverfahren. Sie ist Gastdozentin an der Theaterakademie August Everding und Produktionsleitung für explore dance München.

Besetzung

Sprecher*innen Jana Baldovino | Jelena Kuljić | Anna McCarthy | Stefan Merki | Julia Riedler Spieler*innen Jana Baldovino | Theresa Hoffmann | Carla Lou Schäfer | Süheyla Ünlü | Jan Grosfeld | ein Gärtner Konzept Caroline Kapp | Manon Haase Regie & Künstlerische Leitung Caroline Kapp Regieassistenz Jan Grosfeld Dramaturgie Manon Haase Künstlerische Recherche Liv Rahel Schwenk | Beo Tomek Raum & Kostüm Teresa Häusler Assistenz Ausstattung Merle Häußler Assistenz Szenografie Florian Knöbl Sounddesign & Komposition Florian Wulff Grafik Joyce Moore Lichtdesign & Technische Leitung Katrin Langner Produktionsleitung Lara Schubert Übersetzung ins Englische Élise Hendrick

Hinweis

Abfahrt um 15:00 vor dem Theater schwere reiter (Dachauer Straße 114)
Gemeinsame Busfahrt zum Gelände der „Plantage Dachau“ mit Rückkehr zum Ausgangspunkt.
Dauer inkl. Fahrtzeit ca. 3,5 Stunden.
Die Anreise ist nicht rollstuhlgerecht. Bitte kontaktieren Sie tickets@spielmotor.de, um Ihre Teilnahme dennoch möglich zu machen.

Produktion & Realisierung

Gefördert durch das Kulturreferat München Koproduktion SPIELART Theaterfestival

 

Fotos: © Constanza Melendéz. Die Fotografien entstanden im Rahmen des Webseiten-Projektes https://plantage-dachau.de/ von Beo Tomek.