Rebecca Maria Fischer

Unterwegs beim SPIELART

Zwischen Hühnern, Hörsälen und hoher Kunst

Was hat jemand, der Hühner hypnotisieren kann, jemand, der Sakkos aus Prinzip nur vorne bügelt und jemand, der alle Gegenstände um sich herum benennt, gemeinsam:

Richtig – das Studium Theaterwissenschaft!

Und welches Festival passt besser zu einer bunt gemischten Gruppe, die mit völlig verschiedenen Vorlieben und Wünschen Theater besucht, als ein pluralistisch orientiertes Programm mit vielseitigen Themen, Formen und Sprachen:

Richtig – das SPIELART Theaterfestival 2023!

Wir sind Studierende der Theaterwissenschaft München im fünften, siebten und neunten Semester an der Ludwig-Maximilians-Universität, eine intergenerationale, interkulturelle und interdisziplinärer Gruppe, die nun den gemeinsamen Diskurs sucht. Mit jeweils anderem Hintergrund und unterschiedlichen Nebenfächern, wie Bildende Kunst, Musik, Literatur, Sprache, Kultur, Philosophie und Pädagogik, wollen wir unsere Studienstadt München neu erleben und differenzierte Wege finden, theatrale und performative Kunst zu reflektieren und zu feiern.

Teilweise sind wir Teilnehmende uns schon vor Festivalbeginn einmal in unserem Backsteininstitut in der Georgenstraße über den Weg gelaufen; aber so richtig kennenlernen wollen wir uns nun im Rahmen dieses Festivals.

So versuchen wir, der Idee zu folgen, welche sich auch das Kurator*innenteam zur Aufgabe gemacht hat: Künstler*innen, Theaterschaffende, Theaterschauende, Wissenschaftler*innen – alle sollen in einen gemeinsamen Dialog kommen, ihren Horizont erweitern, ihre Sehgewohnheiten aufbrechen und in eine produktive Diskussion treten. Hierfür akquiriert das Festivalteam Studierendengruppen aus Amsterdam und München, wovon wir ebenfalls ein Teil sind. Bereits beim Festival-Auftakt-Tag am 20.10.2023, haben wir Studierende der Theaterakademie August Everding kennengelernt, denen wir nun im weiteren Verlauf des Festivals häufiger begegnen werden. Während wir Theaterwissenschaftler*innen einen analytischen Blick mitbringen, bereichern uns die angehenden Regisseur*innen mit Perspektiven aus der Praxis.

Eben diese Begegnungen finden an speziellen Orten in ganz München statt, an den Orten, die für die jeweilige Vorstellung ausgesucht worden sind. Zudem wurde ein Festivalzentrum geschaffen, in dem diesem Vorsatz explizit Raum gegeben wird. So haben wir an unserem ersten Festival-Wochenende dort bereits neben drei Partys eine Ausstellung und eine dramaturgische Einführung besucht, bei denen wir auch die internationalen Künstler*innen der vorangegangenen Theaterabende kennenlernen und mit Fragen durchlöchern durften.

Da wir das Festival als Modul „Exkursion“ des Studiums besuchen, stehen wir in engem Kontakt zu unserer Dozentin Veronika Wagner, die uns nicht nur einen straffen Zeitplan mit Veranstaltungen erstellt hat, sondern auch die Veranstaltungsleitung des „Guggenheim Münchens“, kurz GGGNHM, übernommen hat. Ein Ort, an dem ebenfalls Begegnungen zwischen den verschiedensten Menschen initiiert, das Konzept des Festivals vorgestellt und zum Besuch von Veranstaltungen angeregt wird.

Durch die Vielzahl an Vorstellungbesuchen können wir unseren eigenen Blick erweitern, differenzierte Standpunkte einnehmen, neue Themen und Sichtweisen erfahren und stets kritisch hinterfragen. Hierfür nehmen wir an Workshops, Ausstellungen, Installationen, Konzerten, Performances und weiteren Theaterabenden teil, die uns mit ihren außergewöhnlichen Formsprachen dabei helfen sollen, neue Sehgewohnheiten zu entwickeln und Erfahrungen in internationaler Kunst zu sammeln. Dies ist nicht nur hinsichtlich unseres wissenschaftlichen Studiums wichtig, sondern auch vor dem Hintergrund, dass wir alle künstlerische Ambitionen haben, die durch die Veranstaltungen inspiriert und motiviert werden.

Wir freuen uns darauf, in den nächsten zwei Wochen ein spannendes Programm zu erleben, den Festival-Pathos zu spüren, interessante Begegnungen zu genießen und so weit als Gruppe zusammenzuwachsen, dass wir bald mehr als „Fun-Facts“, wie das Hypnotisieren des Huhns, voneinander wissen.