3 Fragen an Denijen Pauljević

In meiner Arbeit bewege ich mich zwischen verschiedenen Disziplinen und Realitäten. Mich interessiert, wie Sprache und ihr Wandel Räume des Dialogs und der Auseinandersetzung schaffen, insbesondere für Menschen, die oft nicht gehört werden. Dabei beschäftigt mich zunehmend die Sorge um die Zukunft in Deutschland angesichts des politischen Rechtsrucks. Gleichzeitig gibt es Hoffnung, etwa wenn ich die Proteste der Studierenden in Serbien sehe, die zeigen, dass großer gesellschaftlicher Widerstand und Engagement – mitten in Europa – auf jeden Fall noch möglich sind.

Improvisation ist für mich eine Überlebensstrategie – auf der Bühne, beim Schreiben, im Leben. Die Fähigkeit, im Unvorhersehbaren zurechtzukommen und den Moment kreativ zu nutzen. Besonders als Sänger und Schauspieler weiß ich, dass das Wesentliche oft im Nicht-Geplanten liegt. Auch in meiner Arbeit im Kulturmanagement spielt Improvisation eine große Rolle – die Bereitschaft, mit dem zu arbeiten, was da ist, um daraus neue Räume zu erschaffen.

Buch: ICH UND MEINE MUTTER von Vivian Gornick – eine intensive Reflexion über Beziehungen, Erinnerungen und das Schreiben selbst.

Song: PROLOG von Einstürzende Neubauten – der Text hinterfragt die Art und Weise, wie Geschichte erzählt und wahrgenommen wird.

Denijen Pauljević, geboren in Belgrad, Jugoslawien, lebt in München. Er ist Autor, Theatermacher, Kurator und Performer. In seinen Arbeiten verbindet er mehrsprachige Erzählformen mit dokumentarischen und autofiktionalen Ansätzen.
Im Sommersemester 2015 unterichtete Denijen Pauljević Drehbuchschreiben an der HFF, seit Sommersemester 2021 szenisches Schreiben an der LMU München.
Sein Hörspiel-Debüt DAS SCHNECKENGRABHAUS wurde im Januar 2022 zum Hörspiel des Monats gekürt. 
Seit 2019 ist er Teil des Netzwerks Münchner Theatertexter*innen und leitet den Kulturbereich von Bellevue di Monaco.